Sabine Simon ist Leiterin der Staatlich anerkannten Stelle für Schwangerschaftsfragen im ebz. Sie und ihr Team beraten Frauen und Männer, Familien und Paare zu Fragen rund um Kinderwunsch, Familienplanung, Schwangerschaft und der ersten Zeit mit dem Baby. Frau Simon erklärt, welche praktische Hilfe sie anbietet und warum die Schwangerschaftsberatung auch für Männer die richtige Anlaufstelle ist.
Wie sieht die praktische Unterstützung der Schwangerschaftsberatung aus?
Vor und nach der Geburt eines Kindes muss vieles beantragt und gemeldet werden. Wir helfen den Frauen und Paaren dabei, die passenden Vordrucke korrekt auszufüllen und an die richtigen Stellen zu schicken oder informieren sie, welche staatlichen Familienleistungen ihnen zustehen. Genauso beraten wir sie zu ihren Rechten und Pflichten gegenüber ihren Arbeitgebern, wenn es beispielsweise um den Mutterschutz oder die Elternzeit geht. Andere unterstützen wir bei der Durchsetzung ihrer Ansprüche beim Jobcenter. Frauen oder Männer, die alleinerziehend sein werden, begleiten wir bei den notwendigen Schritten rund um die finanzielle Absicherung nach der Geburt, Sorgerechtsfragen und der Vernetzung mit anderen Single-Familien. Wir vermitteln ihnen finanzielle Hilfe aus der Landesstiftung „Hilfe für Mutter und Kind“ oder aus anderen Stiftungen. Wir füllen zusammen den Antrag aus, schicken ihn an die Stiftung und vermitteln dann das Geld, beispielsweise für die Grundausstattung für das Baby, für Schwangerschaftskleidung oder wenn neue Möbel nötig sind. Die Schwangerschaftsberatung ist also nicht nur zuständig, wenn ein Schwangerschaftsabbruch (umgangssprachlich Abtreibung) erwogen wird. Aber auch in den Fällen eines Schwangerschaftskonflikts sind wir für die Frauen da!
Welche Möglichkeiten haben Sie noch, Frauen individuell zu unterstützen?
Wir bieten Frauen, die nicht zu einer klassischen Geburtsvorbereitung gehen können, die Möglichkeit, diese hier im ebz zu machen. Diese Geburtsvorbereitung ist dann sehr individuell und auf die Bedürfnisse der jeweiligen Frau zugeschnitten. Wenn ihre Kenntnisse der deutschen Sprache nicht ausreichen, kann eine Dolmetscherin dabei sein. Frauen, die beschnitten sind oder Frauen die aus Ländern kommen, wo es nicht üblich ist, über körperliche Vorgänge zu sprechen, brauchen eine kultursensible Unterstützung während der Schwangerschaft, die wir ihnen ganz individuell anbieten.
Sie bieten auch Paarberatung an. Mit welchen Fragen und Problemen können die Paare zu Ihnen kommen?
Das ist ganz vielfältig. Viele Paare lassen sich zu Fragen bezüglich der gesetzlichen Regelungen während und nach einer Schwangerschaft beraten. Nach dem Motto vier Ohren hören mehr als zwei, wollen beide bei der Beratung dabei sein, um beim Stellen der Anträge Fehler zu vermeiden. Dann kommen Paare zu uns, die sich während der Schwangerschaft oder nach der Geburt des Kindes trennen wollen. Bei manchen Paaren tauchen während der Schwangerschaft oder in der ersten Zeit mit dem Kind Probleme im Zusammenleben auf. Das ist nicht ungewöhnlich. Wir unterstützen sie dann bei der Lösung ihrer Kommunikations- oder Organisationsprobleme. Eine intensive Beratung und Begleitung geben wir Paaren, die nach einem Befund aus der Pränataldiagnostik zu uns kommen und unter Schock stehen, weil bei ihrem Baby eine Behinderung festgestellt wurde. Und dann begleiten natürlich viele Männer ihre schwangere Partnerin in die Beratung, wenn ein Schwangerschaftsabbruch (umgangssprachlich Abtreibung) erwogen wird.
Zu Ihnen kommen auch Männer in die Beratung. Zu welchen Themen unterstützen und beraten Sie sie?
Viele Männer melden sich bei uns zum Thema Elterngeld und Elternzeit und haben vorher schon zu diesem Thema recherchiert. Sie kommen mit speziellen Fragen und wollen beispielsweise wissen, wie sie es ihrem Chef sagen können, dass sie planen, ein halbes Jahr Elternzeit zu nehmen. Oder sie fragen uns, wie sie die Anmeldung für die Elternzeit formulieren sollen. Da können wir dann praktische Unterstützung anbieten. Außerdem beraten wir Männer, die sich von ihrer schwangeren Partnerin getrennt haben und dennoch für ihr Kind ein guter Vater werden möchten oder wenn Sie Schwierigkeiten damit haben, dass ihre (Ex-)Partnerin eine Schwangerschaft abbrechen (abtreiben) möchte.
Wie oft kann jemand zu Ihnen zur Beratung kommen?
Einige Frauen und Familien begleite ich schon seit vielen Jahren. Generell können Familien sich bis zum dritten Lebensjahr des Kindes bei uns beraten lassen. Wie oft sie zu uns kommen, bleibt ihnen selbst überlassen. So kommen manche in Krisensituationen eine Zeitlang alle zwei Wochen, andere ein oder zwei Mal im Jahr.